Der Optionenkreis

Im Leben steht man manchmal vor einem Problem. Solche Probleme lösen zu können, ist eine wichtige Kompetenz, um den Alltag erfolgreich gestalten zu können. Probleme kann man auch
professionell angehen und Strategien lernen, damit umzugehen.

Manchmal ist ein Problem so komplex, dass wir nicht weiter kommen. Was wir uns ausgedacht haben, um das Problem zu lösen, funktioniert nicht. Wir Menschen haben in unserem Verhalten einen interessanten Automatismus: Wenn eine Lösung nicht funktioniert, machen wir mehr davon. Wir gehen zunächst davon aus, dass wir die gefundene Lösung nicht intensiv genug angewendet haben.

Wenn wir diesen Automatismus kennen und uns selbst beobachten können, haben wir die Möglichkeit, etwas zu ändern: Wenn wir “Mehr vom Gleichen” machen, ist das ein Zeichen: So wird es wahrscheinlich nicht funktionieren.

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Situationen, in denen Menschen miteinander interagieren sind wenig planbar und stark abhängig von dem, was die Menschen mit ihrer Persönlichkeit und Vorerfahrung mitbringen. Mit welcher Haltung jemand an eine Situation herangeht, wird einen Einfluss auf den Verlauf der Situation haben.

Im Alltag lässt sich beobachten, dass kleine Änderungen im eigenen Verhalten tatsächlich direkte Auswirkungen auf die Situation haben können. Doch welchen Effekt wird eine solche Änderung haben? Das lässt sich häufig nicht vorhersagen. Wir müssten es ausprobieren. Wir müssten experimentieren können.

Eine Möglichkeit, sich in solch einer komplexen, wenig planbaren Situation zu bewegen bietet der Optionenkreis: Wir gehen davon aus, dass wir unser Handeln immer wieder neu an die Situation anpassen müssen. Der Optionenkreis ist ein Ansatz, bei dem man sich schrittweise weiter bewegt. Wir durchlaufen den Optionenkreis viele Male, um immer wieder neue Schritte zu entwickeln. Am Ende entsteht aus den vielen einzelnen Schritten ein Weg. 

 

Der Optionenkreis, Möglichraum 2024

Am Beginn des Optionenkreis steht das Sammeln von Einsichten. Wir versuchen, möglichst viele Informationen zu sammeln. Dabei geht es darum, nicht nur eigene Einsichten zu einer Situation zu gewinnen, sondern auch Einsichten aus der Perspektive anderer Menschen. Wie sieht die Welt aus der Perspektive anderer Menschen aus? Können wir ihr Verhaltung oder ihre Haltung aus ihrer Perspektive nachvollziehen?
Was für Kompetenzen haben die beteiligten Menschen, um ihr Verhalten in der Situation zu ändern? Welche müssen sie noch erwerben?

Aus der Summe dieser Einsichten können wir Optionen generieren. Welche Möglichkeiten habe ich in der vorliegenden Situation zur Verfügung? Was könnte ein Impuls sein, der einen Effekt hat, die Situation zu verändern?

Schlussendlich muss man sich für eine Option entscheiden. Man kann zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, ob dies eine richtige oder falsche Option ist. Es ist nur eine Option von mehreren, von der wir glauben, dass sie erfolgreich sein könnte. Der Ausgang ist ungewiss und kaum planbar.

Es ist wie ein Forschungsprojekt: Wir bereiten ein Experiment vor – das ist der Impuls den wir setzen wollen. Dann führen wir das Experiment durch. 

Der wichtigste Teil in der Forschung ist die Beobachtung und Auswertung des Experiments. Beim Optionenkreis ist das genauso. Die Evaluation des Effekts, den ein Impuls bewirkt hat, ist zentral. War der Impuls in seiner Wirkung erfolgreich oder müssen wir noch andere Optionen erproben? Welche neuen Einsichten konnten wir im System nach dem Impuls gewinnen?

Jede Situation ist in diesem Verständnis in einem immer wiederkehrenden Wandlungsprozess. Es gibt Veränderung und eine Vision, wo die Veränderungen hinführen sollten. Ob wir diese Vision so jemald erreichen werden, ist ungewiss. Es gibt zu viele komplexe Zusammenhänge und Einflüsse, auf die wir immer wieder aufs Neue reagieren müssen. Wir nehmen beharrlich Einfluss auf die Situation und tun, was uns möglich ist, um die Situation zu gestalten.

 

2024 Katja Stalder Kaiser und Andreas Illenberger

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